von Sascha Felix
Bei der zweiten 90 Minuten Sendung die Redaktion Einstein konnten wir die Erfahrungen aus der ersten Sendung „Einstein auf Kreuzfahrt“ ideal einsetzten. Ich traf mich schon früh mit den beiden Redaktorinnen, Martina Mieth und Andrea Fischli, um bestens vorbereitet in die Produktion zu starten. Die Sendung würde ganz anders daher kommen, als die Schiffssendung, da wir nicht innerhalb einer Woche die ganze Sendung aufzeichnen mussten. So war der Weg zum
Tierspital in zehn Minuten zu bewältigen. Martina und Andrea kamen sogar oft mit dem Velo zur Arbeit.
Der erste Kontakt mit Dr. Glaus war grossartig.
Dr. Glaus ist ein überaus charismatischer, freundlicher und auch hilfsbereiter Arzt, sodass man ihn sofort ins Herz schliesst. Unsere gemeinsame Liebe fürs Radfahren hat den zusätzlichen Antrieb gegeben. Wir hatten uns! Schnell konnten wir alle relevanten Räume und Stationen für unser Filmvorhaben begutachten. Man hatte uns im Putzräumchen sogar Platz gemacht, dass wir unser Material zwischenlagern, die Batterien wieder aufladen und das gedrehte Material einlesen konnten. Wir sollten noch sehr froh um’s Räumchen sein. Immerhin hatten wir in den ersten drei Tagen gedreht als gäbe es kein Morgen mehr.
Bei dieser Art von Erzählweise ist es essentiell jede Geschichte so zu drehen, als wäre es die Einzige. Wir hatten drei Tage Dienst in der Notaufnahme, kamen zu sehr wenig Schlaf und warteten auf unsere Geschichten, welche wir dann über die ganze Zeit begleiten konnten. Dabei gibt es viele Faktoren, die zu berücksichtigen sind. Wie ist der zu erwartende Verlauf des Aufenthaltes, darf man die Besitzer filmen, gibt es eine Operation oder andere Dinge am Tier zu tun, wo man den Zuschauer dabei haben kann und eine relevante Information weitergegeben werden kann?
Die Ethik ist zudem ein unumstössliches Thema.
Also, wir waren voll am drehen, zu zweit, mittendrin. Ein Gefühl zwischen Faszination und leichtem Unwohlsein. Knurrendem Magen und nicht endendem Durst. Schmerzende Schulter und dem permanenten Klang von Moderator, Gebell und anderen intensiven Geräuschen im Ohr. Bei der dokumentarischen Kameraführung ist das Tragen von In-Ear Kopfhörern unumgänglich. Die Audioebene hilft einem zum richtigen Zeitpunkt auf der richtigen Szene zu sein. Auf solch einem Dreh braucht man nach getaner Arbeit oft ein paar Minuten um wieder in die reale Welt zurückzukehren. Das Erlebte lässt einen oft nicht sofort los. Da tut ein kleiner Einlese-Job gerade gut und man kann sich ein wenig zurückziehen.
Beim Einlesen oder Ingest wie man auf Fernsehdeutsch sagt, kommt es auf Genauigkeit an und auf ein etabliertes System. Ich selbst arbeite mit Kartennummern, welche ich zusammen mit dem Drehdatum zu einer Zeile kombiniere. Unser Material musste teilweise noch transcodiert werden. Bei diesem Vorgang hat der Rechner Höchstleistung zu betreiben. Das Notebook scheint dann fast schon abzuheben.
Nachdem wir unsere Geschichten ausgewählt hatten, konnten wir die Pace ein wenig runterfahren. Unser Moderator Tobias Müller, selbst auch nicht von schlechter Gesundheit, blühte, nach der Reduzierung des Drehpensums, mit seinen sattelfesten Moderationen, einer helfenden und einer lernenden Hand, regelrecht auf und verliebte sich noch fast ein wenig in einen unserer pelzigen Hauptprotagonisten. Als dieser Vierbeiner aufgeschnitten, an allen lebenserhaltenden Geräten hängend so vor uns lag, wurde Tobias und uns schon mulmig zu Mute. Wie das und alles andere ausgegangen ist? Schauen Sie die Sendung. Ich finde, sie ist super geworden. Danke an alle Beteiligten von Redaktion, Produktion bis Organisation und vor allem auch allen Leuten des Tierspitals, die uns herzlich empfangen haben und bestens unterstützen konnten.
https://www.srf.ch/play/tv/einstein/video/einstein-im-tierspital---wenn-spitzenmedizin-auf-den-hund-kommt?id=be0a6932-d162-425d-9a5e-e180e80ee700